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Alltag im Royal Hospital in Darwin

Ich habe wie man vielleicht gemerkt hatte, lange überlegt, ob ich zum Thema "mein Krankenhaus-Aufenthalt" überhaupt was bloggen soll. Erstens ist es nicht besonders interessant über seinen eigenen Kram zu schreiben, und zweitens gibt es auch nicht viel Spannendes zu erzählen. Dann dachte ich, vielleicht kommt noch jemand ahnungslos wie ich in diese Verlegenheit, dann kann man sich vielleicht etwas darauf einstellen. Also hier Paar Takte dazu (man kann es aber gerne überspringen, spannendes wird es kaum geben)

Royal Hospital von Darwin habe ich erst heute, nach 6 Tagen, von außen gesehen
Nach der etwas verunglückten Anreise und den ersten 3 Tagen unten in der Emergency-Unit, also dem recht großen Erstaufnahme-Bereich und den praktisch sofortigen Untersuchungen dort in der Nacht von Samstag auf Sonntag, wurde mein Alltag ruhiger und meine Lage hat sich sozusagen etwas stabilisiert. Ich hänge bis jetzt so bis 8h pro Tag an der Infusionsnadel, bis man das Bakterium bestimmen kann. Die erste Kultur fand nichts, die zweite läuft noch.

Update 11.03: bis heute wurde auch in der Zweiten Kultur nichts gefunden. Eine mögliche Erklärung dazu: die Antibiotika eliminieren die Bakterien in der Probe. Da die Chirurgen heute noch 2 weitere Stellen am Bein geöffnet und gesäubert hatten, wurde eine 3-te Probe dort entnommen. Möglicherweise habe ich es woanders schon erwähnt. Die Diagnose in Darwin lautet Cellulitis, eine Infektion in der Haut und dem darunter liegenden Bereich. Ich fand im KH in den oberen 4 Stockwerken Plakate, die davor warnen:
Im Royal Hospital hängen etliche Plakate, die vor meinem Problem warnen

Wenn man das Problem doch bekommen hat, dann werden die großen Kanonen geholt, zB Vancomycin

Mein ständiger Begleiter - Kontrolleinheit der Infusionen
Leider ergab die Kulturzüchtung noch keinen Schuldigen. Nach 3 Tagen in dem "Emergency-Chaos" wurde ich auf die ruhigere "Ward" im 2ten Stock verlegt und das sogar ins Einzelzimmer mit Bad. Den Grund habe ich erst später erfahren, als ich die Warnung vor der Tür sah (im Prinzip wie schon unten im Emergency-Bereich): 

So wurde vor mit gewarnt
Ich bin nämlich potentieller Träger von (Multi-)resistenten Keimen, weil ich aus Timor komme. Das ist hier Standard. Man hat einen Abstrich genommen, der Test hat aber erst nach 6 Tagen (also heute) Entwarnung gegeben. Darauf hat man meine Ausgangssperre aus dem Zimmer aufgehoben, und mich dann sogleich auf ein Standard-4-Bett-Zimmer verlegt (es sind 2 mit Vorhang getrennte Betten auf beiden Seiten des Zimmers, die Seiten sind teilweise durch eine Mauer getrennt, ein gemeinsames Bad gehört dazu. Ich habe auf Nachfrage die Fenster-Seite bekommen (das Einzelzimmer war eher eine Abstellkammer mit einem Riesenkasten für die Lüftung und einem winzigem "Fenster" - kalt und dunkel aber ruhig)

Mein neues Bett mit Fensterplatz im 4-er Zimmer nach 6 Tagen
Als ich noch unten war, wurde mir um 8 Uhr angekündigt, dass eine kleine OP anstehen würde, um die 2 "Beulen" am Fuß zu säubern". Daher kein Essen und Trinken mehr. Um genau 24 Uhr war es so weit. Der Chirurg hat eine Vollnarkose empfohlen, aber der Anästhesist war eher meiner Meinung, dass man den Unterschenkel lokal betäuben könnte, was aber Paar Minuten länger dauert. Na ja, so wurde es gemacht, aber zum Schluss haben sie mich doch für Paar Minuten mit Gas ausgeknockt. Als ich so 30 Min später im eigenen  Zimmer aufwachte, spürte ich das Bein eine Weile nicht so richtig, und am Morgen, als ich aufstand, fand ich im Bett ein fremdes Hut.. Na ja, das war schon etwas lustig. Leider konnten die Schwestern den Vorbesitzer, der mit Hut in die OP fuhr, nicht ermitteln.
Die OP hat letztlich 2 Löcher "gebohrt" die nun jeden Morgen von Chirurgen begutachtet und dann von Pflegern gesäubert werden. Wann ich damit auschecken kann, will man am Montag entscheiden. Das Infektionsteam meinte, dass ich bald von den Infusionen auf Pillen umsteigen könnte. Das wäre mir so langsam recht, weil man den Zugang (die Nadel) nach 3 Tagen wechseln muss, und gestern hat der Wechsel 4 Versuche, spricht Löcher, in den Venen gebraucht. Das hat schon etwas genervt und ich sagte, ich habe nur zwei Arme und wenn es so weiter geht, gehen uns die Venen bald aus. Dann werde ich noch an den Flughäfen noch als Junkie eingestuft und extra genau gecheckt..
Die Mitarbeiter hier, so min. 70-80 % Frauen, sind aus allen möglichen Nationen, gestern habe ich einen Filipino (hat aber schon australischen Pass) und vorgestern eine Nepalesin als Pfleger gehabt, vorher auch Frauen aus Indien, generell kann man sagen, dass die Asiatisch-Stämmigen dominieren. Nur Aborigines habe ich noch nicht im Personal gesehen. Als Patienten dominieren sie hier schon. Meine zwei Nachbarn im Zimmer gehören dazu. Interessanterweise habe ich im Flur Info gefunden, dass für sie Dolmetscherdienste angeboten werden - je nach Stamm/Region vermutlich:
Dolmetscher-Services für Aborigines im KH

Ansonsten lese ich viel und höre mein geliebtes Online-Radio aus der Schweiz. Gestern habe ich doch wieder die Arbeit an dem Klassenzimmer-Buchungssystem aufgenommen. Es geht aber doch etwas zäh. Ich habe folgende Entitäten: Room, Class, Booking, BookableTimeSlot in OpenXava inkl. Beziehungen modelliert und den AvailableRoomsController definiert, aber es läuft noch nicht richtig..
 
Update 12.03
Inzwischen habe ich einige weitere Lesson's zu OpenXava angeschaut und bin noch mehr begeistert von dieser sehr praktischen Umsetzung des MDD-Ansatzes (ModelDrivenDesign) und seiner vorbildlichen Dokumentation. Ich hoffe, ich kann mehr davon anwenden als in den ersten Projekten..
 
Heute habe ich die Bestätigung bekommen, dass ich morgen, am 13.3 das Krankenhaus verlassen kann. Sie wollen mir einen gewissen Vorrat an Mitteln geben, die für die Pflege der Löchern im Bein nötig sind.
In den letzten Tagen habe ich versucht, möglichst viel spazieren zu gehen, laut meiner Uhr so 10.000 bis 15.000 Schritte. Ein Teil davon in der Umgebung des Krankenhauses, das so ziemlich in der Pampas liegt.
Die Umgebung des Royal Hospital

Unterwegs in Bush Healing Garden
Ach ja, gerade ist mir erst eingefallen, dass das Internet im Krankenhaus recht gut ist, und ich die 1,5 GB eines Videos über meinen Einsatzort Railaco, genauer über die Leute, mit denen ich bisher jeden Tag zusammengearbeitet habe, uploaden kann. Später soll ich ev mehr darüber schreiben.


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